Am 12. Mai ist internationaler Tag der Pflege. Die AWO möchte diesen Tag nutzen, um auf die herausgehobene Bedeutung der Pflege in der Gesellschaft hinzuweisen. Thore Wintermann, Geschäftsführer der AWO Niedersachsen LAG, betont: „Wir danken allen Pflegerinnen und Pflegern, allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Pflegeeinrichtungen. Ihre Arbeit ist von enormer Bedeutung und unschätzbarem Wert für unsere Gesellschaft und für jede einzelne gepflegte Person. Diese Anerkennung muss sich auch in allem politischen Handeln zeigen!“

Wintermann fordert deshalb umgehendes Handeln: "Die Pflege liegt auf der Intensivstation und die Bundesregierung kommt mit einem Heftpflaster namens PUEG um die Ecke. Das kann nicht sein. Das sogenannte Pflegeunterstützungs- und -entlastungsgesetz muss auch wirklich Unterstützung und Entlastung bringen. Im parlamentarischen Verfahren muss jetzt dringend nachgebessert werden", so Thore Wintermann. "Eine zukunftsfähige Pflege braucht eine transparente Begrenzung der Eigenanteile und den Einstieg in eine zukunftsfähige Finanzierung, mehr Ausbildung, bessere Personalausstattung, den Abbau von Bürokratie und das Zulassen von Innovationen. Dazu muss das neue Gesetz wenigstens die ersten Schritte gehen. Wir brauchen eine Trendwende in der Pflege. Minister Lauterbach strebt eine solidarisch finanzierte Vollkaskoversicherung „Pflege“ an. Wir sind dabei."

Aus Sicht der AWO in Niedersachsen ist seit Jahrzehnten ein Abwärtstrend erkennbar. "Wenn es so weitergeht, dann gerät die pflegerische Versorgung flächendeckend in Gefahr. Dabei ist klar: Wir werden nicht alle Probleme in wenigen Wochen lösen können, wir müssen sie aber endlich angehen."

Pflege müsse bezahlbar bleiben, Eigenanteile planbar sein und wirksam begrenzt werden. Das müsse Grundsatz in allen Bereichen der Versorgung sein! Dazu braucht es kurzfristig einen fixen Eigenanteil. Dazu müssten als erste Schritte die Herausnahme der Ausbildungskostenumlage, die Steuerfinanzierung versicherungsfremder Leistungen und die Übernahme der Behandlungspflegekosten durch die Krankenversicherung umgesetzt werden. All das sei im Koalitionsvertrag bereits vorgesehen und würde enorm zur Stabilität der Pflegeversicherung beitragen. Um Pflege dauerhaft sicherzustellen, bedarf es aber auch einer Verbesserung der Personalausstattung und der Arbeitsbedingungen sowie der Ausbildung. "Es gibt nicht die eine Stellschraube, an der wir drehen können. Eine umfassende Pflegereform ist ein großes Projekt. Aber wir müssen endlich damit anfangen. Es muss mehr Geld ins System, es braucht grundlegende Reformen und jede Ebene muss ihren Beitrag leisten. Dafür machen wir jeden Tag Druck. Die grundlegende Frage, die wir uns beantworten müssen, ist: Wie wichtig ist uns das Soziale und damit auch die Pflege? Aus unserer Sicht ist die Sozialwirtschaft Grundvoraussetzung für das Funktionieren aller anderen gesellschaftlichen Bereiche“, so Wintermann. Er ergänzt: “Ich kann mir nur schwer vorstellen, wie Windräder aufgestellt, Wärmepumpen eingebaut, Autos gebaut oder exzellente Wissenschaft möglich sein sollen, wenn die Kinder nicht in die Kita gehen können oder die Eltern nicht mit professioneller Pflege versorgt werden.“